Stellungnahme zu Vitaminen, Mineralstoffen usw. bei Makuladegeneration
Es ist bekannt, dass der Bedarf an Vitaminen für einen ausgeglichenen Körperhaushalt beim gesunden Menschen durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt wird. Wir sind der Auffassung, dass es bei bestimmten Krankheiten sinnvoll sein kann, die Vitaminzufuhr zu erhöhen, denn es hat sich gezeigt, dass lang anhaltende oder massive Mangelzustände zu krankhaften Veränderungen an der Netzhaut führen können. Wir denken jedoch, dass bei den meisten von Makuladegeneration Betroffenen kein solcher Mangel vorliegt. Wir sind der Überzeugung, dass im Falle von Makuladegeneration die Vitamine (auch Lutein) aus der Nahrung nicht ausreichend gut im Stoffwechsel genutzt werden können und der Netzhaut deshalb nicht in vollem Maße zugutekommen.
In einem degenerierenden Gewebe ist die Wirksamkeit von Vitaminen geringer. Eine Zusatzgabe von Vitaminen (z.B. Lutein) könnte einen Vorteil darstellen, wenn die bestehende Minderverwertung durch ein erhöhtes Angebot an Vitaminen ausgeglichen werden könnte. Diese Frage ist im Zusammenhang mit der Netzhaut und auch mit Makuladegeneration noch nicht abschließend beantwortet.
Die sogenannte "ARED-Studie" (Eine Studie über die Zusammenhänge von Makuladegeneration und unter anderem Lutein) zeigt hier einen ersten möglichen Zusammenhang. Erstaunlich erscheint uns der durch die ARED-Studie dargestellte Zusammenhang, dass das Kombinationspräparat in einem fortgeschritteneren Stadium der Makuladegeneration wirkungsvoller sein soll als in Anfangsstadien. Befanden sich Betroffene zu Beginn der Studie in einem Anfangsstadium der Makuladegeneration, so konnte innerhalb der Studiendauer von durchschnittlich 6,3 Jahren keine positive Wirkung des Kombinationspräparates bei Makuladegeneration festgestellt werden. In diesen Fällen erscheint demzufolge eine Einnahme von Lutein bei Makuladegeneration nicht sinnvoll.
Wir halten es nicht für möglich, dass durch zusätzliche Gaben von Vitaminen (wie z.B. Lutein) etc. der Verlauf einer Makuladegeneration aufgehalten werden kann. Das hat auch die ARED-Studie bestätigt, die zeigt, dass sich lediglich die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 6,3 Jahren eine schwere Makuladegeneration zu entwickeln, etwas verringerte.
Bei Einnahme eines Placebos (Mittel ohne Wirkstoff) entwickelten 28% eine schwere Makuladegeneration. Bei Einnahme des Kombinationspräparates entwickelten 20% eine schwere Makuladegeneration. Das National Eye Institute stellte fest, dass sich nur in bereits fortgeschritteneren Stadien einer Makuladegeneration das "Risiko", eine schwere Makuladegeneration zu bekommen, verringerte, wenn man bestimmte Präparate (u. A Lutein) einnahm.
Wir möchten hier den Begriff "Risiko" erläutern, um Missverständnissen und falschen Hoffnungen vorzubeugen. Nach 6,3 Jahren, so zeigte die Studie, war bei 20% statt 28% der Betroffenen mit fortgeschrittenerer Makuladegeneration diese in eine schwere Form übergegangen, wenn die besagten Präparate (u. A Lutein) eingenommen wurden. Das heißt, der Zeitpunkt, zu dem sich eine schwere Makuladegeneration entwickelte, wurde etwas hinausgezögert.
Das bedeutet statistisch, dass in diesen Fällen die Erblindung bei Makuladegeneration weniger schnell ablief. Der Direktor des National Eye Institute (das nationale amerikanische Nationale Augeninstitut), Dr. med. Dr. phil. Paul A. Sieving, stellte zur ARED-Studie fest, dass die verwendeten Präparate (u. A. Lutein) eine Makuladegeneration weder heilen noch die verlorene Sehschärfe wieder herstellen können.
Insgesamt ist es erfreulich, dass wenigstens in bestimmten Fällen eine "Verlangsamung" des Sehschärfeverfalls bei Makuladegeneration festgestellt werden konnte, zumal insbesondere für die trockene Form der Makuladegeneration ansonsten keine wirksamen schulmedizinischen Verfahren zur Verfügung stehen.
Wir empfehlen grundsätzlich, die eventuelle Gabe dieser Präparate (Lutein und ähnliche) bei Makuladegeneration mit dem Augenarzt abzustimmen und die individuellen Aussichten und vor allen Dingen auch die Risiken zu besprechen. Insbesondere ist hier darauf hinzuweisen, dass bisher Aussagen zu Nebenwirkungen und Giftigkeit bei längerer Einnahme nicht gemacht werden können. Man sollte sich über Risiken der Präparatgabe oder einer etwaigen Überdosierung von Lutein und anderen unbedingt informieren.
Auch Vitamine sind Medikamente. Dr. rer. nat. Berke schreibt hierzu, die Einnahme zu großer Mengen eines Vitamins könne bei einigen, aber nicht allen Vitaminen zu Vergiftungserscheinungen führen.
Bei manchen deutschen Veröffentlichungen wird bei der Dosierung des Lutein-Kombinationspräparates kein Kupferoxid aufgeführt. Demgegenüber steht die Aussage des Massachusetts Eye and Ear Infirmary, dass der Kupferzusatz bei einer Makuladegeneration sehr wichtig sei, da es aufgrund der Zinkgabe zu einer Kupfermangelanämie und deren Folgen im Körper kommen könne. Wir hoffen, dass die Entwicklung auf dem Gebiet der Vitamine etc. weitergeht. Vielleicht können in Zukunft Mikronährstoffe über eine bessere Einstellung des Stoffwechsels den Verfall der Sehleistung bei Makuladegeneration günstiger beeinflussen als dies heute möglich ist.
Für sinnvoll erachten wir auch, andere Kombinationen von Vitaminen, Mineralstoffen etc. als die in der ARED-Studie verwandten bezüglich Makuladegeneration zu testen. Interessant erscheint uns auch, herauszufinden, ob Unterschiede in der Wirksamkeit von natürlichen und synthetischen bzw. naturidentischen Stoffen bestehen. Unseres Erachtens sollte in Zukunft auch mehr Gewicht auf die Erforschung der Ernährung bzw. deren Auswirkungen auf eine Makuladegeneration gelegt werden. Insgesamt stellen wir fest, dass Darstellungen der Wirksamkeit von Vitaminen (u.A. Lutein) in den Medien und in wissenschaftlichen Veröffentlichungen oftmals extrem unterschiedlich sind.
Die Darstellungen in den Medien Bezüglich Lutein und Makuladegeneration erinnern eher an Werbung und neigen oftmals zu übertriebenen Beschreibungen der Erfolge, was beim Großteil der Makuladegeneration-Betroffenen zu vollkommen falschen Hoffnungen führen kann. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen lesen sich, wenn es um Erfolge bei Makuladegeneration geht, wesentlich zurückhaltender.
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