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Kann eine Graue-Star-Operation eine Makuladegeneration beschleunigen oder sogar auslösen?Anlass für unsere Recherche:
Zunehmend mehr Betroffene berichten uns über zum Teil dramatische Sehverschlechterungen nach einer Grauen-Star-Operation. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um Betroffene, die bereits an einer Netzhaut- oder Makuladegeneration litten, jedoch auch um Betroffene, bei denen vor der Grauen-Star-OP noch keine Netzhauterkrankung bekannt war. Diese uns auffällig erscheinende Häufung von Sehverschlechterungen im Zusammenhang mit Grauen-Star-OP war der Anlass für unsere Recherche.
Ergebnisse der Recherche (Quellen liegen uns vor):
- Allgemeines Risiko einer Komplikation durch eine Graue-Star-Operation liege bei 0,4 bis 4,2%.
- OP-Risiko: (Starke) Netzhaut-Blutungen. Schlimmstenfalls bis zur Erblindung.
- OP-Risiko: Makulaödem.
- OP-Risiko: Netzhautablösung (bei 1% bis 2% der OPs).
- OP-Risiko: Vergrößerung der Gefäßmembran bei feuchter MD.
- OP-Risiko: Glaskörpervorfall, Entzündungen, Hornhauttrübungen, Nachstarbildung.
- Komplikationsraten, Art und Ausmaß der möglichen Komplikationen seien den meisten Betroffenen vor der Grauen-Star-OP nicht hinreichend bekannt gewesen.
- Die zu erwartende Sehschärfe nach Graue-Star-OP sei, sofern keine Komplikationen eintreten, einigermaßen abschätzbar. Es gibt dafür ein Untersuchungsverfahren.
Kommentar:
Weltweit ist der Graue Star die häufigste Erblindungsursache. Alleine in Deutschland werden jährlich 440.000 Graue-Star-Operationen durchgeführt. Die meisten Graue-Star-OP werden zur Zufriedenheit der Patienten ausgeführt. Aber leider nicht alle. Es gibt Komplikationen mit geringen bis großen Folgen. Bei der enormen Zahl an OP würde die durchschnittliche recherchierte Komplikationsrate von 2% bereits zu ca. 8.800 Komplikationsfällen pro Jahr führen.
Aus den oben aufgeführten Komplikationen geht eindeutig hervor, dass eine Graue-Star-OP eine erhebliche Belastung für die Netzhaut ist. Wie groß muss die Gefahr erst für eine Netzhaut sein, die bereits an einer Makula-Degeneration erkrankt ist? Das Risiko wird auf jeden Fall höher sein, denn die Funktionen und damit die Widerstandskräfte einer degenerativen Netzhaut sind schwächer als die einer gesunden Netzhaut. Auf dem Wege bis zum Endstadium einer Makuladegeneration werden die Risiken deutlich zunehmen, denn die Makula ist dann immer weniger in der Lage, den Belastungen einer Grauen-Star-OP stand zu halten. Wir haben herausgefunden, dass diese Zusammenhänge in Fachkreisen bereits diskutiert wurden. Dazu fanden wir auch eine Quelle, die u.a. degenerative Netzhautveränderungen als entscheidend für die Wahrscheinlichkeit einer Netzhautablösung angab.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wundert es uns nicht, dass derart viele Aussagen über Komplikationen von Graue-Star-Operierten bei uns eintreffen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Betroffene, bei denen vor der OP bereits eine Makuladegeneration oder Netzhautdegeneration oder Diabetische Netzhauterkrankung bekannt waren, jedoch auch um Betroffene, bei denen diese Krankheiten kurz nach der OP erst entdeckt wurden.
| Schlussfolgerung: | Insgesamt gelangen wir zu dem Schluss, dass bei vorliegender Makuladegeneration, bzw. Netzhautschwäche das Risiko, durch eine Graue-Star-Operation aktiv an Augenlicht zu verlieren, in vielen Fällen wahrscheinlich erheblich höher ist, als bei einer gesunden Netzhaut. |
Empfehlung:- Bitten Sie Ihren Augenarzt, Sie so exakt wie möglich über Ihre individuellen Aussichten und über bestehende Risiken aufzuklären. Geben Sie sich nicht alleine mit einem Standard-Aufklärungsbogen zufrieden. Es geht hier um Ihren Einzelfall. Haben Sie Mut und stellen Sie Ihre Fragen!
- Bitten Sie ggf. auch um eine Untersuchung (z.B. mit einem Laser-Retinometer), um in Erfahrung zu bringen, welchen Sehschärfegewinn der Augenarzt (durch das Entfernen der trüben Linse und das Einsetzen einer klaren Linse) in Aussicht stellen kann. Schätzen Sie dann ein, ob sich die OP auf Basis der in Aussicht gestellten Sehschärfe und der etwaigen Risiken zu diesem Zeitpunkt für Sie lohnt.
- Besprechen Sie mit Ihrem Augenarzt, ob vor der Grauen-Star-OP eine Untersuchung Ihrer Netzhaut sinnvoll ist. Mit dieser kann in der Regel festgestellt werden, ob Ihre Netzhaut bereits durch degenerative Prozesse vorbelastet ist und sich dadurch womöglich ein deutlich erhöhtes OP-Risiko ergibt.
- Wägen Sie mit Ihrem Augenarzt sorgfältig die Aussichten und Risiken gegeneinander ab. Eine medizinische Notwendigkeit besteht nur sehr selten! Letztendlich muss der Patient selbst entscheiden. Er muss sein schriftliches Einverständnis geben und muss die Konsequenzen selber tragen.
- Fragen Sie Ihren Augenarzt, ob er das Risiko der Grauen-Star-OP bei Ihnen überhaupt einschätzen kann. Manchmal ist der Graue Star so weit fortgeschritten, dass der Augenarzt eine bereits geschädigte Netzhaut, bzw. eine Makuladegeneration nicht hinreichend gut erkennen kann. Das Risiko, in diesem Fall durch die OP aktiv an Sehschärfe zu verlieren, kann dann niedrig, jedoch auch sehr hoch sein.
- Wem das Risiko zu hoch oder zu unkalkulierbar erscheint, sollte überlegen, ob er die OP durchführen lässt oder, um Risiken zu vermeiden, lieber die durch den Grauen Star verringerte Sehschärfe hinnimmt. Zu überlegen ist auch, ob (zuerst) risikolose Verfahren des alternativen Bereiches der Medizin in Anspruch genommen werden sollten. Dies kann mit dem Ziel geschehen, das Fortschreiten des Grauen Stars zu verzögern oder zu verhindern. Dort sind uns Erfolge bekannt. In wenigen Fällen besteht allerdings eine medizinische Notwendigkeit für eine Graue-Star-OP.
Anmerkung:
Teilen Sie diese Informationen auch Ihren Bekannten mit. Viele werden es Ihnen danken.
Wir recherchieren weiter und werden die Gesamtproblematik voraussichtlich in unserem Buch nochmals aufgreifen und intensiver behandeln. Schicken Sie uns dafür bitte auch Ihre Erfahrungen! |