Makuladegeneration
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Lucentis - Eylea - Avastin - Zusatzbemerkungen zu Avastin


Anwendungsgebiet: Feuchte Makuladegeneration
aktualisiert 25.02.2016

Damit ein Wirkstoff nach der Injektion ins Auge seinen Wirkort erreicht, muss er mehrere Schichten im Bereich der Netzhaut passieren können. Man hatte festgestellt, dass die Größe eines vollständigen Antikörpers die ausreichende Durchdringung der Netzhaut mit dem Wirkstoff verhindert und dadurch natürlich auch eine ausreichende Konzentration am gewünschten Wirkort verhindert.

Diese Erkenntnis führte zu der Entwicklung von Lucentis (Ranibizumab), einem Antikörperfragment, das u. a. kleiner ist als ein vollständiger Antikörper und dadurch in der Lage ist, am Wirkort anzugelangen.

Grundlage für die Entwicklung von Lucentis war der vollständige VEGF-Antikörper Avastin (Bevacizumab). Avastin ist in den USA seit Anfang 2004 und in Europa seit Anfang 2005 für die Behandlung bestimmter Darmkrebsarten zugelassen - nicht aber für die Augenbehandlung.

Dies erscheint uns erwähnenswert, weil uns viele Berichte über eine Behandlung der feuchten Makuladegeneration mit Avastin-Injektionen erreichten. Diese sollen für € 350 bis € 500 je Injektion und Auge angeboten und ca. alle 4 Wochen wiederholt werden. Die Injektionen werden von einigen Medizinern als kostengünstige Alternative angeboten, wenn die Krankenkasse keine Lucentis- oder Macugen-Injektion übernimmt.

Avastin wird in der Literatur als vollständiger Antikörper beschrieben und dürfte demnach aufgrund seiner Größe gar nicht in der Lage sein, den Wirkort zu erreichen und dort eine ausreichende Konzentration zu erzielen. Dadurch könnte Avastin auf das schädliche Gefäßwachstum bei feuchter Makuladegeneration praktisch keine Auswirkung haben. Trotzdem wird Avastin bei feuchter Makuladegeneration als sogenannte offlabel-Behand¬lung eingesetzt.

Diesen Widerspruch konnten wir bisher nicht komplett auflösen. Uns hat lediglich eine Meldung erreicht, wo Forscher die vollständige Durchdringung der Netzhaut bei einem Kaninchen nachweisen konnten. Dennoch wurde Avastin bereits 1000-fach eingesetzt und Berichte von Patienten lassen auf eine größere Wirkung als durch Macugen-Injektionen schließen. Auch zeigt eine Studie, dass Avastin ähnlich wirkungsvoll zu sein scheint, wie das "Nachfolgemittel" Lucentis, welches aber wesentlich teurer ist. Dennoch ist Avastin nach wie vor nicht für die Anwendung im Augenbereich zugelassen.

In "Die Zeit" vom 9. März 2006 war zu lesen: "... Mehr noch fürchten die Firmen Zwischenfälle bei der Behandlung mit Avastin. Sollten gravierende Nebenwirkungen auftreten, würde wohl auch Lucentis in Verruf geraten. "Wir sind besorgt", erklärt Genentech-Sprecherin Dawn Kalmar, "Das Auge ist eine sensible Struktur. Avastin wurde dafür nicht gemacht. Patienten und Ärzte gehen ein Risiko ein."

Es ist schwer, die vorhergehende Aussage richtig einzuordnen, denn Avastin und Lucentis werden von der gleichen Firma vertrieben, wobei der Avastinwirkstoff um bis zu 400-mal günstiger sein soll. Studien zu Avastin und eine Zulassung für die Augenbehandlung sind von dieser Firma nicht geplant. Lucentis wurde zwar speziell für die Behandlung der feuchten MD entwickelt. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass es eine medizinische Verbesserung gegenüber Avastin sein muss.

So hat man eine vergleichende Studie von Lucentis und Avastin durchgeführt. In der sogenannten CATT-Studie hat sich gezeigt, dass es zwischen beiden Präparaten kaum Unterschiede in der Wirksamkeit und Nebenwirkungen gibt. Diese Studie wurde mit 1.200 Patienten durchgeführt und im Mai 2011 im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht. Vergleichbare Aussagen haben wir auch von Patienten gehört, was dies zu bestätigen scheint.

Durch die Zulassung von Lucentis und der Existenz von Avastin ist in Deutschland eine rechtlich komplizierte Situation entstanden. Seit dieses neue Medikament zugelassen ist, kann das deutlich billigere Avastin, dass nicht für die Augenbehandlung zugelassen ist, im Grunde nicht mehr am Auge eingesetzt werden. Dafür bräuchte es nämlich eine Zulassung, und die kann nur der Hersteller beantragen. Das bedeutet, das zurzeit nur eine sogenannte offlabel-Behandlung mit Avastin durchgeführt werden kann, wobei der behandelnde Mediziner ein rechtlich hohes Risiko eingeht, da keine Zulassung des Medikamentes für die Augenbehandlung besteht.

Trotz all dieser Kritikpunkte stellt nach Zusammenfassung aller Patientenerfahrungen die Injektion mit VEGF-Hemmern zurzeit das effektivste schulmedizinische Therapieverfahren bei feuchter Makuladegeneration dar. Allerdings wurde uns gerade bei der Spritzentherapie häufiger über Komplikationen berichtet als bei der PDT.

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www.augeninfo.de
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